Anglizismen in der neuen Arbeitswelt

Die neue Arbeitswelt wird oft New Work genannt, und die Anglizismen halten weiter fröhlich Einzug in die deutsche Arbeitswelt. Online ist das noch einmal radikaler geworden. Da gibt es schlimmes Denglisch, was zum Alltag geworden ist. Entmuten ist ein schönes Beispiel, bei dem sowohl unsere Englisch- als auch Deutschlehrer gleichermaßen unzufrieden oder respektive unhappy wären. Da gibt es dann mal keinen Smiley oder Daumen hoch.

Kürzlich hatte ich einen Teilnehmer in einem Onlinetraining, eine hochrangige Führungskraft, der konsequent vom Heimbüro sprach. Gemeint war das Homeoffice. Die Übersetzung mag korrekt sein, wirkt natürlich in einem Live-Online-Training zum Thema Digital Leadership ein klein wenig penetrant. Ich hatte dann noch einen sympathischen Mailkontakt mit dem Teilnehmer und erhielt auch einen Link zur Abstimmung beim Verein Deutsche Sprache zum Thema Sprachpanscher 2020. Remote Leadership wäre da vielleicht ganz weit vorne oder entmuten.

Don Quijote gegen die sprachlichen Windmühlen

Anglizismus

So nachvollziehbar die Kritik, so hoffnungslos doch der Kampf. Das ist ein bißchen so wie Don Quijote. Und das war dann auch meine Empfehlung an die Führungskraft: Sensibilisierung ja, trotziges Gegenanschreiben oder -sprechen durch das Ersetzen von Homeoffice durch Heimbüro ist wahrscheinlich wenig zielführend. Junge Fachkräfte, die man gerade glücklich rekrutiert hat reagieren auf solcherlei Sprachhygiene wahrscheinlich eher irritiert.

Live-Online-Kommunikation verschärft noch einmal den Konflikt der Generationen in der Arbeitswelt. In vielen Unternehmen haben wir drei, manchmal sogar noch vier Generationen, die im gleichen Unternehmen arbeiten. Das erfordert Rücksicht, Verständnis, Offenheit bei allen Beteiligten. Und die Älteren unter uns sind gut beraten, auf den Kampf gegen die Windmühlen zu verzichten. Die Jüngeren sollten es den älteren Kolleginnen und Kollegen zugestehen, dass diese dem Online-Slang der Instagram- und TikTok-Generation nicht immer folgen können und diesen schon gar nicht selbst beherrschen.

Kleiner Tipp für Generation Y und Z: Wie wäre es, wenn sie das kaufmännische Alphabet erlernten? Vielleicht haben sie sich schon mal gewundert, dass Ihre älteren Kollegen Namen am Telefon komisch buchstabieren. Ich sage da nicht Kresse, K-R-E-S-S-E, sondern Kaufmann, Richard, Emil, Siegfried, Siegfried, Emil. Das ist das gute alte sogenannte kaufmännische Alphabet. Hundert Jahre alt, mehrfach auch schon aus politischen Gründen geändert, stand es bis in die 90er Jahre noch im Lehrplan mindestens der Berufsschulen. Inzwischen ist es komplett in Vergessenheit geraten. Ältere Kollegen über 40 beherrschen es aber noch und erwarten, dass andere auch verstehen, wie sie zum Beispiel Namen buchstabieren. Das führt zu allerlei komischer Verwirrung. Insgesamt ergibt die Idee nach wie vor Sinn.

Kleiner Hinweis: Der Begriff kaufmännisches Alphabet ist natürlich im Jahre 2020 auch nicht mehr politisch korrekt. Deshalb heißt es heute Buchstabieralphabet.

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